Gundula's Blog

Die erstaunliche Wirkung der selektiven Entwurmung

In allen Ställen, in denen ich bislang war, wurde 3-4 mal im Jahr entwurmt, immer wieder mit verschiedenen Wurmpasten, aber ohne vorher Kotproben einzuschicken und zu untersuchen (= die sogenannte ,strategische‘ Entwurmung).

Ich weiß, es gibt die verschiedensten Ansichten darüber – und noch immer meinen viele, dass man es einfach prophylaktisch machen soll, denn in den Kotproben zeige sich nicht alles.

Ich wollte es im eigenen Stall anders machen. Ich bekam von den Züchtern von Donkor und Caati den Kontakt eines Kotlabors in Deutschland. Sie betreiben die ,selektive‘ Entwurmung schon, seit ich mich erinnern kann – und sind sehr zufrieden damit.  Zusätzlich überzeugte mich auch der spannende ProPferd-Artikel „Entwurmungen für Pferde: Schwedens selektiver Ansatz bewährt sich"

Als die Pferde bei uns im Stall einzogen, wurden alle prophylaktisch entwurmt, um bei nächster Gelegenheit Kotproben zu nehmen und diese untersuchen zu lassen. Ab diesem Zeitpunkt wurden dann nur mehr selektiv die Pferde entwurmt, die es brauchten. Manchmal waren die einen dran, dann wieder andere. Doch mich faszinierte, dass man nicht einfach den Organismus mit einer Wurmkur belastete, obwohl es bei den Pferden nicht erforderlich war.

Natürlich – das Untersuchen der Kotproben kostet etwas. Doch wenn ich denke, dass ich dann eventuell keine Entwurmung für unbelastete Pferde benötige, gleicht sich das wieder aus.

Sollte ein Pferd positiv getestet werden, wird es entwurmt – und nach zwei Wochen wird noch einmal der Kot zur Untersuchung eingeschickt – alles sehr schlüssig und nachvollziehbar!

Am meisten überzeugt hat mich jedoch eine andere Begebenheit: Als ich neue Einsteller bei uns in den Stall aufnahm, wurden auch deren Pferde bei der routinemäßigen Kotuntersuchung mituntersucht, obwohl sie erst vor zwei Wochen im vorigen Stall entwurmt worden waren.

Das Ergebnis des jungen Friesen Romeo war für mich erschütternd – er war extrem verwurmt!

Der Besitzer erzählte mir, dass er schwer zugenommen hat. Und auch wie er bei uns ankam, schreckte ich mich fast: Er war für sein Alter dünn, wackelig und sein Fell war ganz stumpf. Zudem zeigte er einen hochgezogenen Bauch, und sein Rücken neigte zum Karpfenrücken. Mit seinem Alter von 3 Jahren und diesem Exterieur war von Training, wie wir es normalerweise kennen, auch keine Rede.

Daher begannen wir mit einfachen Führübungen auf Geraden und gebogenen Linien, um so den hochgezogen Bauch etwas zu entlasten – doch ganz ehrlich: Entlastet wurde er erst mit der Entwurmung! Nach meiner Einschätzung hat er wirklich Bauchweh gehabt – und dadurch entstand der hochgezogene Bauch. Zudem fanden wir einige lange, etwas ekelige Würmer nach der Wurmkurgabe in seinen Haufen.

Wenn ihr jetzt glaubt, dass es damit getan war – leider nein! Nach zwei Wochen wurde nochmals Kot eingeschickt – und Romeo wird jetzt noch einmal mit einem anderen Wirkstoff entwurmt.

Nach der Entwurmung ging es mit Romeo aber steil bergauf – er fing an zuzunehmen und ist jetzt schon fast wie ein normales dreijähriges Pferd in seiner vollen Energie wieder angekommen (wie auch die Vorher-Nachher-Fotos eindrucksvoll zeigen, siehe oben).

Das Tolle dabei ist auch, dass das Kotlabor genau den Wirkstoff angibt, mit dem entwurmt werden muss. Das gebe ich meinem Tierarzt weiter und bekomme von ihm das passende Mittel für das jeweilige Pferd.

Ich bin der Meinung: Selektiver geht es nicht mehr und schont sowohl den Pferdekörper als auch die Weide.

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