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Rückständige Vorderbeine beim Pferd: Ursachen, Folgen und was wirklich hilft

Rückständige Vorderbeine beim Pferd – was bedeutet das und wie entsteht es?

Früher habe ich rückständige Vorderbeine beim Pferd gar nicht als so problematisch gesehen – geschweige denn, dass sie mir ganz am Anfang überhaupt aufgefallen wären.

Doch man lernt nie aus – und seitdem ich mich seit Jahren intensiv mit gesunder Bewegung des Pferdes beschäftige, stellen sich mir bei manchen Denkweisen unter Pferdeleuten die Haare auf.

Andererseits motivieren mich solche Denkmuster auch, Aufklärung rund um gesunde Pferdehaltung zu betreiben.

So wurde mir als Lösung für rückständige Vorderbeine ein ganz einfacher Vorschlag gemacht: Man bringt dem Pferd bei, die Vorderbeine weiter nach vorne zu stellen – oder übt mit ihm den Spanischen Schritt. So würde das Bein ja auch wieder nach vorne kommen …

Heute sträuben sich mir dabei die Haare, doch ich erinnere mich gut an eine Zeit, in der ich meinem lieben Herrn Chicco wegen seiner rückständigen Vorderbeine schwere Gamaschen angelegt und so mein Training absolviert habe – in der Annahme, damit das „Problem“ zu lösen …

Was bedeutet „rückständige Vorderbeine“ beim Pferd?

Zunächst klären wir: Was bedeutet rückständig überhaupt – und woher stammt dieser Begriff?

Wenn man aus der Schulter des Pferdes ein Lot senkrecht nach unten fallen lässt, sollte es im optimalen Zustand die Zehenspitze des Hufes treffen. Liegt der Huf weiter hinten, spricht man von rückständig stehenden Vorderbeinen (siehe Bild oben).

Mögliche Ursachen für rückständige Vorderbeine

Es gibt mehrere Gründe, warum Pferde ihre Vorderbeine nicht normgerecht aufstellen wie zum Beispiel:

1. Überlastung der Vorhand durch falsches Training

Ein Pferd zieht sich mit den Vorderbeinen über die Vorhand, statt eine natürliche Rollbewegung auszuführen.
Das geschieht oft, wenn Pferde zu früh in einem zu kurzen Rahmen oder zu schnell in die Versammlung gebracht werden – und dann nicht mehr über ihre „Rückenbrücke“ laufen. Das Ergebnis: ein Hohlkreuz.

Die Rückständigkeit ist ein frühes Warnsignal für dieses Problem – sie resultiert daraus, dass sich die Muskulatur, die zu Fehlbelastungen führt (die den Körper über den Schwerpunkt zieht),  vermehrt bzw. stärker entwickelt.  

2. Haltung an der Heuraufe

Ich habe schon oft beobachtet, dass viele Pferde Kopf und Hals weit nach vorne strecken, um einen begehrten Halm zu erreichen. Dabei kommen auch die Vorderbeine weiter hinten zum Stehen. Die Muskulatur, die das Vorderbein nach hinten zieht, wird stärker – und das Bein steht rückständig.

Ein Muskel ist dabei besonders wichtig: der breite Rückenmuskel (lat. m. latissimus dorsi).
Er entspringt aus der Rückenfaszie und setzt an der Innenseite des Oberarms an.

Wenn das Bein nach vorne gestellt wird und der Muskel kräftiger als notwendig ist, zieht er mir den Rücken in ein Hohlkreuz - und das wollen wir auf jeden Fall vermeiden!

Das passiert auch bei passiven Dehnübungen bzw auch beim spanischen Schritt.

Wie kann man rückständige Vorderbeine korrigieren?

Um diesen Muskel effektiv zu dehnen, muss das Pferd die korrekte Längsbiegung lernen.
Dabei entsteht auf der Innenseite eine Kontraktion (hilft dabei, dass das Pferd NICHT in ein Hohlkreuz fällt) und auf der Außenseite eine Dehnung. Diese gezielte Dehnung kann helfen, das Vorderbein wieder normständig aufzustellen.

Wichtig: Rückständigkeit kann einseitig oder beidseitig auftreten.
Schau dein Pferd genau an, stelle es mehrfach korrekt auf und beobachte, ob es zur rückständigen Haltung neigt.

Und wenn ja – dann unterstütze es dabei, sich wieder gesund zu bewegen.

Du brauchst Unterstützung?

Ich begleite dich und dein Pferd gerne auf dem Weg zu gesunder Bewegung und funktionellem Muskelaufbau.

Kontaktiere mich bei Fragen oder buche eine Bewegungsanalyse – ich helfe dir gerne weiter!

Eure,
Gundula

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