Eisen ab oder nicht, das ist hier die Frage!
Jeder, der mich kennt, weiß: Ich bin weder eine Verfechterin von Barhuf gehen noch von Eisen. Ich sehe in beiden Varianten Vor- und Nachteile – wie es halt immer ist.
Ich bin der Meinung, es sollte einfach der Situation und vor allem dem Pferd angepasst sein.
Vor kurzem stand ich vor der Frage, ob ich Smiley – meinen Oldenburger Wallach, der jetzt seit ca eineinhalb Jahren bei mir ist – weiter beschlagen lasse oder ihn – gerade in der Zeit jetzt, wo sie auf der Wiese sind – einfach mal ohne Eisen laufen lasse.
Als ich ihn gekauft habe, hatte er „Cola-Dosen“ als Hufe. Das Statement von meinem Hufschmied war: „Beim Kauf hast Du aber nicht auf die Hufe geschaut 😊…“
Nein – hatte ich auch wirklich nicht, da die Hufform für mich immer ein Abbild der Bewegungsmuster ist. Und nachdem die Röntgenbilder bis auf eine Kleinigkeit in Ordnung waren, sah ich mir die Hufform auch nicht genauer an.
Zusätzlich zur „Cola-Dosen“-Form der Vorderhufe hatten sie beide sowohl auf der Innen-, als auch auf der Außenseite einen Hornspalt – ja genau innen und außen auf jedem Huf – sozusagen 2 auf jedem Huf!
Ich habe noch gelernt, dass ein Hornspalt durch eine Statikverschiebung bzw eine Belastungsverschiebung im Huf zustande kommt. Und die Statikverschiebung konnte ich mir gut vorstellen, denn Smileys Bewegungsmuster war alles andere, als ich mir für ein gesundbleibendes Pferd vorstelle.
Das Training wurde schon, seit er bei mir ist, individuell auf ihn und seine Schwachstellen abgestimmt. Und als „Hufergebnis“ – natürlich im Zusammenwirken mit meinem Hufschmied – wuchs am rechten Vorderbein der Huf ohne Spalt nach – die Freude war riesig!
Am linken Vorderbein besserte sich die Situation ebenfalls, war aber noch nicht perfekt. So beschlossen wir, versuchsweise die Eisen abzunehmen – mit dem Hintergedanken, dass es so hoffentlich zu einer besseren Hufmechanik und einer natürlicheren Hufbewegung kommt, sodass auch dieser Hornspalt einmal Geschichte sein wird.
Gesagt – getan (und mit dem Hufschmied umgesetzt)! Natürlich wurde auch die Hornqualität soweit unter die Lupe genommen, ob diese es auch schaffen könnte.
Die ersten Tage waren Wiese angesagt, und als ich mein Training mit Smiley wieder aufnahm, traute ich meinen Augen nicht – er hatte kein Thema mit der Hufsohle – nein, sondern mit der veränderten Belastung der Hufe!
Er stand satter da mit den Vorderhufen, und ich hatte das Gefühl, dass man richtig zusehen konnte, wie sich der Huf weitet und an Freiheit erfreut – obwohl mein Hufschmied schon alle Arbeit geleistet hatte und wir auch die Option, ihm wieder Eisen zu geben, nicht ausgeschlossen haben.
Aber wie gesagt: Die Sohle, die Härte der Sohle, war nicht das „Problem, sondern die veränderte Belastung.
Was ich Euch mit dem Blog mitgeben möchte: Auch nach so einer Aktion muss das Training wieder angepasst werden, man darf nicht einfach dort weiter machen, wo man aufgehört hat!!!! Denn durch dieses „Weiter-Werden“ der Hufe werden die Sehen anders belastet – bei Smiley kommt mehr Zug drauf, und damit ich kein vorbiegiges Vorderbein (siehe auch: Ist es schlimm, wenn das Vorderbein zittert – Blog 8/2021) bekomme, darf und muss ich das Training dementsprechend anpassen, d.h. viel gymnastische Schrittarbeit und wenig bis gar kein Galopp. Sonst tausche ich Pest mit Cholera, und das ist nicht im Sinne des Pferdes ...