Kein Pferdetraining ohne gemeinsame Sprache! Zwei Aha-Erlebnisse
Ihr wisst ja: Als Pferdemensch ist man nie zu alt, um dazuzulernen. Genau das habe ich vor Kurzem wieder erfahren – gleich zweimal innerhalb weniger Tage bei Trainingseinheiten auf unserem Hof Radochenberg.
Bei uns am Hof haben wir Gastboxen für Pferde, die mit ihren Besitzer:innen für Kurse oder mehrtägige Trainingsaufenthalte kommen. Und ich muss sagen: Das Angebot wird sehr gut angenommen – und bringt immer wieder spannende Geschichten mit sich.
Beispiel 1: Eine überdrehte Stute und das fehlende Vertrauen
Eine Stute kam mit ihrer Besitzerin für ein mehrtägiges Training zu uns. Eigentlich wollten sie schon einen Tag früher anreisen, aber die Stute wollte partout nicht in den Hänger steigen. Am nächsten Tag klappte es dann doch – also begannen wir unser Training mit einem Tag Verzögerung.
Körperliche und mentale Anspannung
Neben körperlichen Themen war sofort spürbar: Die Stute kam kaum zur Ruhe, legte sich nie hin und wirkte überdreht. Viele denken jetzt: Pferde können doch auch im Stehen schlafen! Ja – aber für echte Regeneration brauchen Pferde auch Phasen im Liegen. Dauerstress durch Schlafmangel führt wie bei uns Menschen zu Reizbarkeit, Verspannungen und mentaler Überforderung.
Unterschiedliche Sprachen – Missverständnisse vorprogrammiert
Dazu kam, dass Pferd und Mensch offenbar nicht dieselbe "Sprache" sprachen. Es war, als kämen sie aus zwei verschiedenen Ländern – ohne Dolmetscher. Ich vergleiche das gerne so: Stell dir vor, du wirst als Steirerin plötzlich nach Japan gebeamt – ohne ein Wort Japanisch zu verstehen. Genau so fühlte sich die Stute.
In unseren Einheiten legten wir deshalb großen Wert darauf, dass Pferd und Besitzerin eine gemeinsame Sprache im Pferdetraining finden. Schritt für Schritt entstand echte Verbindung. Und siehe da: In der zweiten Nacht legte sich die Stute hin – sie schlief tief und entspannt im Liegen. Was für ein Meilenstein!
Beispiel 2: Der Pulsmesser lügt nicht
Ein weiteres Paar – ebenfalls eine Stute mit ihrer Besitzerin – kam für ein Einzeltraining. Schon beim Ankommen war klar: Das Pferd war extrem angespannt. Der Pulsmesser bestätigte es: 90 Schläge pro Minute! Zum Vergleich: Ein normaler Ruhepuls bei Pferden liegt bei etwa 30–35 bpm. 90 ist Trab oder sogar Galopp!
Verwirrung durch uneindeutige Signale
Schnell fiel mir auf: Die Besitzerin schnalzte ständig mit der Zunge – egal ob das Pferd vorwärts oder rückwärts gehen sollte. Das Problem: Wenn Körpersprache und verbale Signale nicht zusammenpassen, versteht das Pferd nicht, was gemeint ist. Und das erzeugt Stress!
Wieder arbeiteten wir gezielt an der Verständigung – Körpersprache, Stimme, Timing. Und siehe da: Der Puls der Stute sank kontinuierlich. Am Ende der Einheit blieb sie ruhig stehen, völlig entspannt – mit einem Ruhepuls von 30. Ein schöner Beweis dafür, wie wichtig klare Kommunikation im Pferdetraining ist.
Mein Tipp für dich: Trainingswörterbuch führen
Diese Erlebnisse zeigen einmal mehr: Kommunikation ist alles – auch (und gerade) im Pferdetraining! Ich empfehle jedem, ein kleines Notizbuch zu führen, in dem du deine persönlichen „Trainings-Vokabeln“ notierst:
📝 Welches Geräusch bedeutet was?
📝 Welche Körpersignale setzt du bewusst ein?
📝 Welche Reaktionen zeigt dein Pferd?
So entsteht mit der Zeit eine gemeinsame Sprache, die Vertrauen, Sicherheit und echte Verbindung schafft.
Wenn du dabei Unterstützung brauchst: Ich bin gerne für dich da!
Herzliche Grüße,
Deine Gundula