Fibi - für immer in meinem Herzen!
Wenn man ein Pferd zu sich nimmt, dann ist das Letzte, an das man denkt, wie diese Beziehung einmal endet oder enden würde. Ja, ich weiß, viele Pferde werden wieder verkauft und gehen durch viele Hände. Doch jeder, der mich kennt, kennt auch meine Philosophie: Man bekommt das Pferd, das einen in der persönlichen Entwicklung herausfordert. Entweder nimmt man diese Herausforderung an, oder auch nicht – das darf jeder für sich selbst entscheiden. Und ja – auch wenn es noch so kitschig klingen mag: Die Pferde, die bei mir landen, dürfen bei mir bis an ihr Lebensende bleiben.
Wenn wir vom Verabschieden eines Pferdes gesprochen hätten, dann hätte ich immer an Chicco, meinen alten Herren, gedacht. Er ist 29 und wird im März 2023 30 Jahre alt. Da muss man schon damit rechnen, dass er diese Erde mal verlässt.
Doch es kam anders, als ich dachte.
Ich war gerade am Wegfahren Richtung Stall, als das Telefon läutete, ich solle doch schnell kommen. Fibi (Fabiola oder liebevoll Puppi genannt) – meine Stute von der ich schon sehr oft in meinen Blogs geschrieben habe – wirft sich gegen den Zaun auf der Koppel, schmeißt sich auf den Boden, rennt wieder los und lässt sich auch nicht einfangen.
Mir blieb mal kurz der Atem stehen und im nächsten Augenblick wählte ich auch schon die Nummer meines Tierarztes. Als er sich am Telefon meldete, war ich heilfroh. Denn Tage zuvor (ich wollte einen Impftermin ausmachen) war unter seiner Nummer immer nur die Mobilbox, die anging.
Im Stall angekommen, fand ich meine Puppi liegend in der Halle vor, man hatte es irgendwie geschafft, sie dorthin zu bringen. Gleich darauf kam auch schon der Tierarzt um die Ecke. Diagnose: Kolik!
Trotz des Schocks war es ein Glück und für mich erleichternd, dass ihr behandelnder Tierarzt da war, der sie ja schon lange kannte und auch braverös mit ihr und ihrer Art zurechtkam. Man könnte fast glauben, sie hatte ihren eigenen Stab um sich aufgebaut. Ja, sie war halt einfach Fibi ...
Es war anders, als ich sonst Koliken kenne: Sie wollte hauptsächlich liegen, stand plötzlich auf, bewegte sich und warf sich direkt aus der Bewegung wieder in den Sand. Klar bekam sie alle Medikamente, die nötig waren. Doch letztendlich wurde entschieden, sie doch in die Klinik zu fahren.
Wir hatten wieder Glück: Die nächste Klinik war 30 bis 40 Minuten entfernt – eine Entfernung, die unter diesen Umständen machbar war – und hatte quasi Kapazität, um Fibi aufzunehmen.
Sie war so tapfer. Sie nahm ihre Kräfte zusammen und wir konnten sie mit viel Mühe überreden aufzustehen. Sie in den Hänger zu bringen war im Vergleich dazu eine Kleinigkeit.
In der Klinik wurde sie sofort bestens versorgt und OP-fertig gemacht. Jetzt hieß es warten und hoffen.
Doch ganz ehrlich, im Unterbewusstsein wusste ich, dass die Zeichen nicht gut standen. Aber in dieser Situation klammerte ich mich an die Hoffnung, wie das wohl jede in dieser Situation tut. Bis der Anruf aus der Klinik kam, dass die Entscheidung schon gefallen war. Ihr Dünndarm war so verknotet und sie hatte auch schon Blut im Bauchraum, dass man sie gleich schlafen ließ.
Für mich brach eine Welt zusammen. Meine geliebte Stute, die ich am Anfang unserer gemeinsamen Zeit manchmal wirklich gerne verschenkt hätte, die mich oft an meine Grenzen brachte, mir aber auch zeigte, wie eine Pferd Mensch Beziehung mit beidseitigem Verständnis funktionieren kann, die mich lehrte über den Tellerrand zu schauen, die Anstoß war Equino FIT® zu entwickeln, die ich um kein Geld der Welt mehr hergegeben hätte, die mir noch auf meinem Weg und Abschluss zur SMARTreiten® Ausbildnerin zur Seite stand, und, und, und …. war nicht mehr …
Es fühlte und fühlt sich auch jetzt noch an, als ob ein Teil von mir fehlt. Sie war eine, ganz ehrlich gesagt, nicht so einfache Persönlichkeit, aber sie war einzigartig – eben Fibi.
Mit Tränen in den Augen sage ich Dir nochmal: Danke Fibi – Danke, dass ich so viel mit Dir und durch Dich lernen durfte. Du bleibst immer in meiner Erinnerung!