Gundula's Blog

Körper und Geist gehören zusammen

Gundula longiert Fibi

Wir alle sollten es eigentlich wissen: Du kannst den Körper nicht von den Emotionen und Gedanken trennen – nicht bei uns Menschen, und schon gar nicht bei unserem Partner Pferd.

Emotionen beeinflussen die Körperhaltung – das sehen wir auch bei unserem geliebten Pferd ganz eindeutig. Das Pferd ist ein Fluchttier – regt es sich auf, dann ist es unsicher und wird sich nicht entspannt hinstellen und grasen. Nein, es blickt wachsam auf, sichert und scannt die Umgebung und ist in ständiger Fluchtbereitschaft. Das bedeutet für seine Körperhaltung, dass es den Kopf hochnimmt, den Rücken durchdrückt – sodass es jederzeit losstarten kann, um die rettende Flucht zu ergreifen.

Im Training wollen wir natürlich kein erregtes, sondern ein entspanntes Pferd, also eine Haltung, die – mit etwas höherer Nase – weitgehend der Grasehaltung entspricht. Die große Frage ist aber: Wie bringe ich das dem Pferd bei?

Ein weiser Hufschmied sagte einmal zu mir: „Pferde sind ganz einfach gestrickt. Zeigen sie die Reaktion, die du gern hättest – dann hör auf und gib ihnen Pause. Dann bieten sie dir das immer wieder an.“ Das kann ich nur zu 100% bestätigen – die Krux dabei ist nur das Timing …

Auch das Lob ist ein ganz wichtiger Punkt in der Arbeit mit dem Pferd: Ein Lob muss nicht immer ein Leckerli sein – es reicht oft schon, wenn man sich über die Reaktion des Pferdes freut. Und es bedeutet auch nicht, dass man lautstark den ganzen Platz miteinbezieht – nein, ein aufrichtiges innerliches Freuen und ein Lächeln, ein kurzes Streicheln, evtl. auch ein Leckerli sind völlig ausreichend. Pferde scannen uns jede Minute und wissen oft besser und schneller als wir selbst, wie wir gerade drauf sind.

Vor ein paar Monaten unterrichtete ich eine sehr talentierte junge Dame, die ein wahnsinnig nervöses und auch unsicheres Pferd hatte. Sie war geschickt, wie sie mit diesem Wallach umging und er führte auch die „Lektionen“ wie Beine kreuzen sehr gut aus. Als es aber an das Erarbeiten der korrekten Längsbiegung ging, stand einem gutem Ergebnis immer etwas im Weg. Ich wollte natürlich herausfinden, welches Rädchen ich noch drehen darf, damit wir dem Pferd erklären konnten, welche Haltung es einnehmen sollte.

Klar könnte man ihn jetzt mit Ausbindezügeln quasi „runterschnallen“, aber das ist nicht mein Weg, denn dadurch bekomme ich keine ehrliche Haltung und auch kein entspanntes Pferd: Stellt Euch mal vor, es zwingt Euch jemand in eine Haltung, die Ihr muskulär über einen längeren Zeitraum (also mindestens zehn Minuten oder mehr) durchhalten müsst – da wird jede Minute zur Ewigkeit. Hebt einmal, nur so zum Spaß, mit gestrecktem Arm einen 1-Liter-Bierkrug hoch und schaut mal, wie lange ihr diesen so halten könnt, ohne dass Euer Arm zu schmerzen beginnt.

Der Wallach war sehr fein auf die Besitzerin abgestimmt, deswegen überlegte ich länger, ob ich ihn ihr einfach mal aus der Hand nehmen sollte, um ihn selbst zu arbeiten.

Letztendlich bat ich sie, mir das Pferd für die Bodenarbeit zu überlassen. Und ich war erstaunt, denn der sensible Wallach namens Olli war zuerst völlig von den Socken. Ich machte nichts anderes als ihn jedes Mal, wenn er nur einen kleinen Schritt in die richtige Richtung ging, zu loben, gab ihm Pause und er verstand ganz schnell, was ich von ihm haben wollte. Die junge Dame erkannte im Zuschauen sehr rasch, warum es dieses Mal funktionierte und stellte fest, dass man durch Zusehen ganz viel lernen kann – vor allem das Timing!

Kritiker unter Euch sagen jetzt wahrscheinlich: Aber damit komme ich ja nicht weiter, das geht alles viel zu langsam! Nun – am Anfang bestimmt, aber ich komme schneller ans Ziel als andere, und vor allem  zu einer ehrlicheren Haltung und mit einem motiviertem Pferd!!!

In unserer schnelllebigen Zeit sollten wir wieder lernen, dass das Pferd die Uhr trägt, vor allem in der Ausbildung. Wie mir meine Erfahrung zeigt, führt ein ,Schnell-schnell‘ später immer zu massiven Problemen und dadurch zu noch mehr Zeitverlust.

Am meisten freute es mich, als ich ca. nach 3 Wochen wieder eine Trainingseinheit mit den beiden hatte und von Anfang an ein total entspannter Wallach auf mich zukam. Bravo Ihr zwei – so macht ein Begleiten von Pferd und Reiter richtig Spaß!

Wenn Ihr auch das Gefühl habt, man könnte noch ein Rädchen drehen, um Dich und Dein Pferd auf den richtigen Weg oder auf eine neue Idee zu bringen, dann scheut Euch nicht, mich zu kontaktieren ...

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