Ursachen und Folgen von Magenproblemen beim Pferd
Aus gegeben Anlass möchte ich ein Thema aufgreifen, dass mir zwar schon bewusst war, aber nicht in dieser Deutlichkeit und Heftigkeit: Vor ein paar Tagen spürte ich stechende Schmerzen unterhalb meines Brustbeins – also in der Magengegend. Zuerst dachte ich, es seien „Spatzen“ (also Muskelkater), denn ich hatte die Tage zuvor ziemlich intensiv trainiert. Aber nachdem ich nach jedem Bissen auch noch Übelkeit verspürte, war es wohl eindeutig ein Magenproblem. Warum ich Euch das erzähle und was das mit Pferden zu tun hat? Lest bitte weiter.
Magenschmerzen hatte sicher schon jede/r einmal, aber so heftig hatte es mich noch nie erwischt. Nachdem sich diese – dank Tee und Schonkost – etwas gebessert hatten, rebellierte mein Darm.
Und dann auch noch das: Als sich mein Körper wieder halbwegs erholt hatte und ich nur schnell das Geschirr verräumen wollte, bekam ich einen Stich im Rücken, sodass ich mich nur mehr auf allen Vieren auf die Coach retten konnte.
In diesem Moment wusste ich, dass es an der Zeit war, meinen Bewegungsapparat gründlich durchchecken zu lassen. Das Ergebnis war für mich einigermaßen verblüffend: Durch meine Gastritis (Magenschleimhautentzündung) und meine Darmschmerzen hat sich die Faszienspannung im Bauchraum erhöht – und daher kam mein Kreuzproblem!
Ihr ahnt jetzt sicher schon, warum ich so weit ausgeholt habe: Pferden passiert nämlich oft genau dasselbe!
Es gibt genug Artikel über Magengeschwüre beim Pferd, doch diesen geht meist eine Gastritis voraus. Und ich hatte am eigenen Leib erlebt, wie man sich dabei fühlt – nämlich wirklich elend!!! Und wenn ich mir vorstelle, ich müsste unter diesen Umständen auch noch einen Reiter auf meinem Rücken tragen, würde ich sehr emotional werden, um es freundlich zu formulieren. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass man die Schmerzen absolut vergleichen kann, auch wenn ich auf zwei Beinen laufe und ein Pferd auf vier.
Wie aber entstehen Magenprobleme beim Pferd – und wie kann ich sie frühzeitig erkennen? Das sind Fragen, die ich mir seit diesem heftigen Erlebnis noch intensiver stelle.
Pferde mit Magenproblemen (ich nenne sie mal salopp „Magenpferde“) sind empfindlich im Bereich der Sattel- und/oder Gurtlage. Sie nehmen gerne den Kopf hoch beim Satteln, um sich dem zu entziehen oder auch als Anzeichen von Stress. Denn in Stresssituationen verspannt sich die Rückenlendenbinde, und damit kommt das Pferd automatisch in seine Fluchthaltung. Leider gewöhnen sie sich dieses Verhaltensmuster an und können es auch zeigen, wenn sie kein Magenproblem mehr haben. Das macht das Ganze nicht gerade einfacher.
Nun sind Geschick und genaues Beobachten gefragt. Das heißt konkret: Wenn man sich mit dem Sattel dem Pferd nähert und dabei kleinste Zeichen von Unwohlsein (bitte auch schon die Anzeichen des Mauls beobachten) beim Pferd bemerkt, verharrt man bzw geht sogar einen Schritt zurück, bis sich das Pferd wieder entspannt. Dann versucht man es behutsam erneut – in solchen Situationen sind Geduld und Ausdauer gefragt!
Magenpferde neigen außerdem zu Appetitlosigkeit – oder stürzen sich auf ihr Futter, doch kurz darauf hören sie zu fressen auf und stehen apathisch in einem Eck – nun, das ist wohl der Moment, in dem es anfängt, weh zu tun…. Weitere auffällige Signale wären vermehrtes Flehmen und auffälliges Speicheln.
Magenpferde verlieren an Muskulatur – zuerst im Bereich hinter dem Schulterblatt, sie haben immer wiederkehrende Probleme im Beckenbereich, und aufgrund der Minderversorgung – da ja das ganze System nicht im Lot ist – kann es zu schlechter Hornqualität kommen.
Häufig kommt es zu Veränderungen im Gangbild: Man hat das Gefühl, die Bewegung geht nicht von hinten nach vorne durch. Denn der Schub nach vorne ist für Magenpferde unangenehm – man erkennt auch in der Bewegung ein Schmerzgesicht, und von einem „lockeren Mäulchen“, wie ich es nenne, ist man weit entfernt.
Doch wie kann es überhaupt zu solchen Problemen kommen – wo fängt alles an? Hier hilft nur eine ganzheitliche und zugleich eine individuelle Betrachtung weiter.
Natürlich wird immer wieder von Stress gesprochen. Man muss aber bedenken, dass Stress nicht gleich Stress ist: Ein bisschen Stress darf man auch jedem Pferd zumuten – auch in der Natur ist Stress für ein Pferd unvermeidlich, und üblicherweise kann es gut damit umgehen. Auch für uns Menschen ist Stress mitunter notwendig, damit wir unsere Komfortzone ab und zu verlassen. Denn – wie eine liebe Freundin immer sagt: In der Komfortzone gibt es keine Entwicklung!
Doch Stress ist im Grunde ein abstrakter Begriff und für jeden und auch für jedes Pferd individuell – und um den Stresslevel bei seinem Pferd besser einschätzen zu können, kann man z.B. zu einem Pulsmessgerät greifen.
Es können aber auch andere Faktoren zu Magenproblemen führen – etwa ein Rohfasermangel, zu hohe Mengen an Getreide oder bestimmte Medikamente können sich bei Pferden auf den Magen schlagen. Und selbst, wenn es im Offenstall eine Heufütterung ad libitum gibt, heißt das nicht, dass jedes Pferd ausreichend an die Raufe kommt. Hier ist genaues Beobachten wirklich sinnvoll.
Und selbst zu wenig „Arbeit“ – also Bewegung – kann sich beim Pferd auf den Magen schlagen: Nur weil ein Pferd immer im Freien ist, muss es sich nicht ausreichend bewegen, auch wenn es dazu die Möglichkeit hätte.
Magenprobleme können insgesamt schlimme Folgen haben, sie können sich auf den Darm schlagen und zu Kotwasser und Durchfall führen, und das bekommt dann wirklich jeder mit. Am besten lässt man es gar nicht so weit kommen – also: Bitte achtet schon auf kleinere Anzeichen und nehmt diese unbedingt ernst, euer Pferd wird es Euch danken!