Wege aus der Sackgasse
Ganz oft kommen Personen mit ihrem Pferd zu mir, weil sie nicht mehr weiter wissen und das Gefühl haben, in einer Sackgasse gelandet zu sein. So war es auch vor Weihnachten.
Hilfe bei Sackgassen in der Pferdeausbildung: Der erste Schritt zur Veränderung
Ich habe bei der Stallplanung – und natürlich nachher auch in der Umsetzung des Stallbaus – immer 2 bis 4 Boxen miteingerechnet, die ich für eine gewisse Zeitspanne belege, aber eben nicht dauerhaft. Sie sind für Pferde bestimmt, die nach Verletzungen wieder gut auf das normale Training bzw. auf alltägliche Belastungen vorbereitet werden sollen – oder auch für Tagesgäste. Darunter verstehe ich, dass Pferd-und-Reiter-Paare, die ein oder mehrere Tage zu mir in den Stall kommen und sich mit ihrem Pferd weiterbilden wollen.
Analyse des Ist-Zustands: Wo stehen Pferd und Reiter?
Wie gesagt: So war es auch vor Weihnachten letzten Jahres.
Zu Beginn ist mir immer wichtig herauszufinden, wo das jeweilige Paar steht – also den Ist-Status zu eruieren – und dann auch nachzufragen, wohin genau sie sich eigentlich entwickeln wollen. Denn ein Ziel vor Augen schärft den Focus – und natürlich gilt auch das Sprichwort: „Der Weg ist das Ziel!“
Zur Ist-Status-Analyse gehört natürlich auch, die Stärken und Schwächen von Pferd und Reiter zu erkennen – ohne zu werten!
Analyse des Ist-Zustands: Wo stehen Pferd und Reiter?
Dieses Mal ging es um ein entzückendes Schimmel Endmaß Pony und einer geschickten, aber mittlerweile etwas frustrierten Reiterin. Eine sehr ambitionierte junge Dame, die auch Unterricht bei den verschiedensten Trainern genommen hatte und sich natürlich mit ihrem Pony verbessern wollte.
Das gewünschte Ergebnis fiel nicht so wie gehofft aus. Im Gegenteil: Das Pony wollte nicht mehr vorwärts gehen, und außer Schenkel, Sporen, Gerte und Paraden gab es keinen Lösungsansatz.
Schwachstellen erkennen
Als erstes machte ich eine Schwachstellen-Analyse des Pferdes – und ich brauchte nicht lange zu suchen, denn am auffälligsten war sein Rücken. Ja, Ponys neigen dazu, etwas ,kugeliger’ zu werden, und nachdem es auf vier Beinen steht, zieht die Schwerkraft den Bauch natürlich nach unten – ein physikalisches Gesetz 😊 – und belastet so auch den Rücken. ,Kugelig’ heißt aber nicht immer gleich fett – denn es kann auch sein, dass – blöd ausgedrückt – zu wenig Bauchmuskulatur vorhanden ist. Pardon: Ich meine natürlich, dass diese zu wenig trainiert ist!!!!!
Ausrüstung im Blick: Wie ein falscher Sattelschwerpunkt den Rücken belastet
Danach werden ein paar Bodenübungen abgefragt, wobei ich anhand der Reaktionen des Pferdes Rückschlüsse auf Bewegungsmuster und auch auf die gemeinsame ,Sprache’ der beiden ziehen kann.
Mein weiterer Part ist jetzt zu erklären, warum das Pony in eine Sackgasse geraten ist – und wie man hier auch wieder herausfindet. Dafür ist auch mein Wissen über funktionelle Anatomie und Physiologie wichtig, das hier meine Schüler mitbekommen.
Rassespezifische Eigenheiten berücksichtigen: Maßgeschneiderte Trainingsansätze
Aber Achtung: Es ist enorm wichtig, auch die Eigenheiten der Rasse miteinzubeziehen, denn ein Pferd ist zwar ein Pferd, doch es gibt rassetypische Gangmerkmale, und so muss ich zum Beispiel bei einem spanischen Pferd andere „Schwerpunkte“ setzen als bei einem Trakehner. Leider ist das selbst bei manchen Trainern noch nicht angekommen.
Motivation wiederentdecken: Wenn das Training endlich Spaß macht
Mit diesem Ablauf gelingt es mir bis jetzt immer, Licht in die Situation zu bringen – und dann höre ich ganz oft den Satz: „So wurde mir das noch nie erklärt!“
Mir war es und ist es auch heute noch wichtig, dass man versteht, wo man mit seinem Pferd in der Ausbildung oder auch im normalen Training „falsch abgebogen“ ist, denn erst dann kann man sinnvoll reagieren und es ändern.
Und ihr wisst gar nicht, wie schön es ist, wenn dich durch dieses „An-Schrauben-Drehen“ ein motiviertes Pferd und eine motivierte Reiterin mit glänzenden Augen und einem Lächeln im Gesicht anschauen und auch noch die Aussage tätigen: „Jetzt macht es wieder Spaß - Danke dafür!“
Eure Gundula
