Gundula's Blog

Anreiten mal anders

Vielleicht habt Ihr vor kurzem den Blog „Jungpferdetraining hat viele Facetten“ gelesen, in diesem Blog möchte ich daran anschließen und ein Erlebnis von unserem Einstellerpferd Romeo erzählen.

Romeos Entwicklung: Vom Rammbock zum höflichen Pferd

Romeo wird im April 4 Jahre alt und hat sich seit seiner Ankunft im Mai sehr gut entwickelt. Er ist körperlich stabiler geworden, läuft mit meiner kleinen Stute Caati um die Wette, spielt mit Smiley – und wenn der keine Lust mehr hat, sucht er sich einen neuen Spielkameraden aus der Herde. Aus einem kleinem Rammbock wurde ein zu den Menschen sehr höfliches und aufmerksames Pferd.

Warum Zeit und Geduld bei der Ausbildung von Jungpferden so wichtig sind

Doch das geschah nicht einfach nur so – nein, da steckt Zeit, Geduld und „Arbeit“ mit dem Pferd dahinter. Eigentlich mag ich das Wort ,Arbeit’ ja nicht, aber hier trifft es wahrscheinlich den Punkt. Ab ca. zweieinhalb Jahren beginnt bei mir mit den Youngstern eine spielerische Beschäftigung, wo man sich schon mal auf eine gemeinsame Sprache einigt. Denn das Pferd bleibt, auch wenn wir es domestiziert haben, noch immer ein Fluchttier – und der Mensch ein potenzielles Raubtier für das Pferd.

Ein spielerischer Ansatz: So beginnt die Arbeit mit jungen Pferden

Stellt Euch vor, ihr kommt in ein fremdes Land, zum Beispiel Japan oder China, wo ihr auch nicht einmal die Schrift lesen könnt, und sollt entspannt Euch auf neue Dinge konzentrieren und diese auch lernen. Ich glaube, der emotionale Druck wäre dann so hoch, dass der Output gering ist. Ganz ähnlich erlebt wohl ein Pferd seine Ausbildung – darum verfolge ich einen anderen, spielerischen Ansatz. Wie aber sieht diese spielerische Arbeit mit jungen Pferden bei mir aus?

Erste Schritte: Die Bedeutung des Führtrainings bei Jungpferden

Als erstes lernen sie einfach nur, mitzugehen und die Position zu halten – d.h. ich führe ein junges Pferd, und bleibt es zu weit hinten, ermahne ich es mit der Gerte weiter zu gehen; geht es zu schnell, ermahne ich es, langsamer zu werden oder auf mich zu warten, indem ich mit der Gerte einfach den Weg nach vorne versperre.

Angeblich – ich weiß nicht genau , ob dies stimmt, aber es wäre sehr logisch – reagiert so auch die Mutterstute in der Natur: Bleibt das Fohlen zu weit hinten, fordert es die Stute mit dem Schweif auf, weiterzugehen; überholt es, weist es die Mutterstute mit einer eindeutigen Gebärde zurecht. Jedenfalls funktioniert es: Es dauert nicht lange, und die Youngsters werden sehr aufmerksam – vor allem auch, wenn sie bei ,Richtig gemacht’ ausgiebig gelobt werden.

Kleine Trainingseinheiten und gezieltes Muskeltraining: Spielerisch zu einem gesunden Bewegungsmuster

Oft dauert dieses Spiel nicht länger als 10 Minuten oder sogar auch noch kürzer – und dann dürfen sie wieder auf die Koppel zu ihren Spielgefährten.

Ganz wichtig: Nicht die Dauer sorgt für den Erfolg, sondern die Wiederholungen!!!

Haben sie das verstanden, übe ich mit ihnen spielerisch die Hinterbeine und dann auch die Vorderbeine zu positionieren. Und auch hier macht es wieder die Wiederholung und nicht die Dauer aus. Wichtig ist mir auch hier, dass sie ein gesundes Bewegungsmuster lernen, zum Beispiel: Man kreuzt das Hinterbein vor dem anderen und nicht dahinter. So kann ich schon die Bauchmuskulatur ansprechen und so für eine gute Rückengesundheit sorgen.

Bevor Pferde bei mir mit dem Reitergewicht konfrontiert werden, lernen sie, aus der Sattelposition geführt zu werden. Denn auch so sollten sie ein ,Ho' und ,Go' verstehen.

Natürlich wird einfach mal eine Satteldecke mit Gummigurt und auch eine Trense mit in das Spiel eingebracht – doch das war für keinen ein Problem.

So auch für Romeo !

Ein besonderer Moment: Das erste Mal im Sattel

Und dann kommt der große Tag, wo man sich das erste Mal draufsetzt: Das ist etwas Besonderes und doch unspektakulär.

Toni, der bei uns der gute Geist im Stall ist und auch mit den jungen Pferden im Gelände unterwegs ist, führt den Youngster zur Aufstiegsrampe – die er ja schon durch das Üben kennt – und man setzt sich einfach drauf. Die Pferde haben zu Toni ein so großes Vertrauen – und vor allem haben schon alle Elemente, nennen wir es die ,Puzzlesteine der Grundausbildung’, die jetzt auf sie zu kommen, schon vorab geübt.

Und so geht es los. Toni führt dann den Youngster – und der darf mit einer vertrauten Person am Boden und dem Gewicht eines Reiters seine ersten Schritte tun. Die Person im Sattel (am Anfang verwende ich meist einen Fellsattel) sitzt einfach nur. Toni führt das Pferd und hat genau im Gespür, wann es eine Pause braucht und wann es weitergehen darf.

Warum bei uns kein Jungpferd ablongiert wird

Was noch unbedingt zu erwähnen ist: Bei uns werden die Youngster nicht ablongiert  - nein, sie lernen bereits vorher, sich auf den Menschen zu konzentrieren und sind als Ausgleich natürlich im Auslauf oder auf der Koppel.

Und ich kann Euch sagen: Das größte Geschenk war, als Romeo seinen Kopf senkte mit Reitergewicht drauf, Toni an seiner Seite und ganz laut abschnaubte!!!!! Dafür wurde er natürlich ausgiebig gelobt 😊


Eure Gundula

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